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Neues aus der Bananenrepublik

11.11.2024

In Deutschland sind die Narren endlich wieder los und tanzen auf den Straßen. In Costa Rica ist es im Moment eher so nass.

Das Land ist jetzt fast vollständig in „Alarmbereitschaft“.

Obwohl die Regenzeit eigentlich schon seit ca. 2-3 Wochen vorbei sein sollte, hört es nicht auf zu regnen. Die nächsten Tage soll sich daran wohl auch nichts ändern. Einzig die südliche Karibikregion scheint etwas verschont zu bleiben.

Im Rest des Landes sind die Böden gesättigt, Flüsse und Bäche treten über die Ufer und die ersten Hügel fangen an zu rutschen. Das selbst bei Starkregen an und für sich gut funktionierende costaricanische Abwassersystem gerät an seine Grenzen. Am heftigsten sieht es an der Pazifikküste aus. Da sind ganze Landstriche überschwemmt und Häuser stehen komplett unter Wasser.

Heute und morgen sind alle Schulen im ganzen Land geschlossen, der nationale Notstandsrat empfiehlt, wenn es möglich ist, zu Hause bzw. in einer sicheren Lokalität zu bleiben.

In unserer Nachbargemeinde wurden bereits 15 Häuser ganz und 60 Häuser teilweise zerstört, Straßen sind gesperrt und in manchen Gegenden werden Bewohnerinnen und Bewohner evakuiert und in Sammelunterkünften untergebracht. Kommunale Dienstleister versuchen gefährdete Strommasten, etc. zu sichern und bleiben bis auf weiteres alle in Alarmbereitschaft. Die ersten Hilfs- und Spendenaktionen wurden gestartet.

Das nationale, staatliche meteorologische und das geologische Institut sind pausenlos im Einsatz um möglichst Vorhersagen treffen und rechtzeitig warnen bzw. eingreifen zu können.

Wir persönlich sind jetzt nicht unbedingt in Gefahr, aber „ungemütlich“ ist das alles schon.

Davon abgesehen geht´s uns gut. Wir schaffen immer mehr unseren Alltag zu organisieren. Zwar haben wir noch immer keine „Residencia“ (Aufenthaltsgenehmigung) aber immerhin haben wir es jetzt endlich mal geschafft Geld von Deutschland direkt nach Costa Rica zu überweisen. Unser täglicher „Spanischkurs“ heißt „Quien quiere ser Millonario?“. Der Moderator „Don Ignazio“ ist sowas wie der costaricanische Jauch.

Die Weihnachtszeit kündigt sich an. In den Geschäften nimmt die Weihnachtsdekoration langsam gewaltige Ausmaße an. Wir haben uns natürlich schon Lose für die große Weihnachtslotterie gekauft. Die Ziehung ist am 15. Dezember und scheint einen ähnlichen Stellenwert zu haben, wie „El Gordo“ in Spanien. Wenn wir gewinnen, werden wir es mitteilen…

Letzte Woche hat Paul McCartney im Nationalstadion gespielt.

16.09.2024


Liebes Costa Rica,

am Sonntag hast Du, zusammen mit den anderen mittelamerikanischen Ländern, deinen 203. Unabhängigkeitstag gefeiert. Herzlichen Glückwunsch!

Seit zwei Monaten dürfen wir nun bei Dir wohnen und leben. Auch wenn wir einige deiner Straßenverkehrsregeln und so manchen bürokratischen Irrgarten immer noch nicht ganz verstanden haben, leben wir sehr gerne hier. Abgesehen von einer umwerfend schönen und artenreichsten Natur der Welt, hast Du nämlich auch noch ein paar Vorzüge zu bieten, an denen sich das Land, in dem wir früher gelebt haben, gerne ein Beispiel nehmen dürfte.

Da ist zunächst natürlich die Offenheit, Freundlichkeit, Toleranz und Gelassenheit deiner Bewohnerinnen und Bewohner. Gutmensch ist kein Schimpfwort. Die Hautfarbe spielt hier keine besondere Rolle, wer möchte darf sich vegan ernähren und wer will kann sogar gendern und wird nicht dafür bestraft. Man darf hier anders sein oder sich verhalten, man darf sogar Fehler machen, ohne von irgendwelchen dummbratzigen Rüpeln beschimpft oder bedroht zu werden.


Klimaschutz, Ökologie, Dekarbonisierung, Elektromobilität, Tempolimit sind bei Dir keine Kampfbegriffe bei denen Teile der Bevölkerung Schnappatmung bekommen, sondern eine weitgehend gelebte Selbstverständlichkeit. Bei Dir gibt es 26 Nationalparks und rund 30% des Landes stehen unter Naturschutz. Deine Wälder schrumpfen nicht mehr, sondern wachsen wieder. Du beziehst deine Energie beinahe zu 100% aus regenerativen Energiequellen und giltst damit für viele Länder der Erde als Vorbild. Gut, ein paar Bereiche wären da noch, da könnte man vielleicht nochmal ernsthaft dran arbeiten. Verkehr, Müll, Pestizide…

Du verzichtest auf eine Armee und das schon seit 75 Jahren. Das ist so einmalig wie bemerkenswert in dieser Region. Die Geschichte der Armeen in Lateinamerika der letzten 75 Jahre ist keine gute Geschichte.

Natürlich knirscht und knackt es auch bei Dir gelegentlich im gesellschaftlichen Umgang miteinander. Nicht alle Menschen sind immer und ausnahmslos gut. Auch hier gibt es schlechte Menschen, ungeheuerliche Verbrechen, bis hin zu Morden. Und, auch wenn wir noch nicht alles richtig verstehen, in deinem demokratischen, politischen System scheint es an der einen oder anderen Stelle doch auch ein paar Punkte zu geben, die wahrlich nicht schön aussehen. Wir vermuten, „da ist noch Luft nach oben.“ Dennoch: Meinungs- und Pressefreiheit sind weiterentwickelt als bei den meisten deiner Nachbarn und darüber hinaus. Sowohl dein Gesundheits- als auch dein Bildungssystem brauchen internationale Vergleiche nicht zu scheuen. Du erntest Anerkennung in der Welt für den Zustand deiner Demokratie. Rassistische, ausländerfeindliche, dumpfe Horden marodierender Rechtsextremisten gibt es auf deinen Straßen nicht. Auch nicht in deinem Parlament.

Du verstehst Dich als Einwanderungsland. Du verstehst Migration nicht als Hindernis, sondern als Chance. Du verstehst Migrant*innen zuerst als Menschen und nicht ausschließlich als Problem. Gibt es dennoch Probleme, konstruierst Du keine künstliche Migrationskrise, sondern versuchst Lösungen zu finden. Vielfalt wird nicht als Bedrohung empfunden, sondern ist ganz normaler, gelebter Alltag, miteinander und solidarisch. Deine Gesellschaft redet nicht nur von Integration, sie integriert, wenn auch mit gelegentlichen Vorbehalten, so doch mit der notwendigen Akzeptanz, Toleranz und Offenheit. Deine Politik versucht Illegalität zu verhindern, indem sie Regeln aufstellt, deren Einhaltung auch möglich ist, auch wenn sie für unsere europäischen Köpfe manchmal etwas anstrengend sind.

Insgesamt bist Du nicht nur ein wunderschönes, sondern auch ein lebens- und liebenswertes Land. Danke, dass wir bei Dir leben dürfen! Und pass auf Dich auf!

Pura vida!

19.08.2024

Angekommen!

Puh! Die ersten vier Wochen sind jetzt schon rum und irgendwie fühlt sich einiges noch an, wie ein langer Urlaub und doch ist alles ganz anders…

Die letzten Tage in Deutschland waren schon auch komisch. Natürlich war das alles genauso geplant und es hat auch alles gut funktioniert, aber wenn dann tatsächlich der Rümpeltrupp die eigene Wohnung ausräumt und mehr oder weniger ein ganzes Leben in zwei Sprintern und einem Anhänger für immer verschwindet, dann stellt man sich ganz kurz auch mal wieder die Frage, ob das wirklich eine kluge Entscheidung war. Egal, zurück geht´s sowieso nicht mehr.

Der Renteneinstieg hätte übrigens kaum schöner sein können, denn am 30. Juni spielte einer der ganz großen Meister ein Konzert in Zürich. Juan Luis Guerra. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen. Mit 10.000 Latinos dieses musikalische und emotionale Feuerwerk zu erleben, das war echt der Hammer am wirklich letzten Tag vor der Rente.

Anette und Klaus haben uns am Abflugtag zum Flughafen gebracht und die Reise ins neue Leben zog sich dann doch etwas in die Länge. Wir hatten 10 Stunden Aufenthalt in Madrid und später nochmal 6-8 in Mexico, so dass wir vom Hotel in Rüsselsheim bis zur Wohnung in Grecia schlappe 40 Stunden unterwegs waren. Als Rentner hat man ja Zeit. Immerhin war unser Gepäck vollständig.

Vom Balkon gugge

Und dann begann auch schon die Eingewöhnung. Wenn man so ganz neu irgendwo ist, ist man ja die erste Zeit hauptsächlich mit orientieren und suchen beschäftigt. In Deutschland wusste man in der Regel, wo man was findet. Hier war das erstmal gar nicht so. Wir haben uns so nach und nach unser Städtchen erarbeitet. Sogar auf dem Markt kennen wir uns mittlerweile einigermaßen aus.

In der zweiten Woche haben wir uns dann auch erstmals zur Migración begeben. Noch leben wir ja hier mit dem Touristenvisum, das aber immerhin 6 Monate gültig ist. Von der Migración hörte und las man in der Vergangenheit immer mal wieder so „Geschichten“ von ewigen Wartezeiten oder gelegentlichen „Schikanen“ einzelner Sachbearbeiter*innen. Nun, so wirklich bestätigen können wir diese Berichte nicht. Ja, es hat alles ein bisschen gedauert, aber das ist hier auch irgendwie normal. Hier dauert fast alles etwas länger, als wir es manchmal gewohnt sind. Wir mussten auch noch was auf der Bank einzahlen, hatten blöderweise nicht genug Geld dabei, also mit dem Taxi zum nächsten Bankautomat und wieder zurück, aber dann war alles gut. Unsere Anträge wurden zur Prüfung angenommen und wir haben jetzt eine Vorgangsnummer. Bis zur endgültigen Entscheidung (kann ein paar Monate dauern) können wir uns mit dieser Nummer frei bewegen, also auch Ein- und Ausreisen so oft wir wollen.

Jetzt entwickelt sich schon sowas wie Alltag, gar nicht aufregend, sondern so ganz banal und unspektakulär, mit putzen, Wäsche waschen, einkaufen, was Rentner überall auf der Welt so oder so ähnlich machen.

Idee und Zeichnung: Jörg Werner

Sorry, sonst ist noch nicht viel passiert. Wir fühlen uns wohl, genießen jeden Tag, jeden Sonnenaufgang, jedes Frühstück mit Reis und Bohnen auf dem Markt und sogar auch den vielen Regen, denn schließlich sind wir mittendrin in der Regenzeit. Vormittags strahlt die Sonne, nachmittags regnet es dann halt, aber immer bei sehr angenehmen 25-30 Grad.

War wahrscheinlich doch eine gute Entscheidung!

14.07.2024

Vom Bohnebeitel zum Bananebeitel

Tschüss Mainz – Hola Grecia!

In drei Tagen geht´s in die neue Heimat. Bis jetzt haben die Vorbereitungen mit ein paar Einschränkungen, ganz gut funktioniert. Wir bleiben gespannt, wie es weitergeht.


Hier gibt es die Neuigkeiten!

Noch ist ja nicht viel passiert, aber das wird sich ab Ende Juli dann wahrscheinlich ändern. Hier soll es in Zukunft immer mal wieder ein paar Infos geben, wie sich das Abenteuer Costa Rica so entwickelt. Ich bin gespannt.